Pressespiegel

14. November 2020
Text: tomassilo

Johanna Spyri – wisst ihr, die vom Heidi

Wenn eine Geschichte so erzählt wird, dass sie sich genau so zugetragen haben könnte, dann ist sie wahr. Wenn eine Person glaubhaft dargestellt wird, dann ist sie wahrhaftig. Wir haben es mit der Historikerin, der Autorin und der Schauspielerin und alles in Personalunion zu tun. Wo die Akzente setzen? Wahrhaftig und glaubwürdig sind sie alle. Der Historikerin ist akribische Recherche zu akkreditieren, der Autorin Talent und grosse Kunst im Erzählen und Erfinden von Situationen und der Schauspielerin ist hohes Lob zu zollen für Interpretation, Diktion und Wandlungsfähigkeit. Satu Blanc!

Sie hat ihrer Galerie der Portraits herausragender Frauen eine weitere, weitgehend unbekannte, aber faszinierende Person hinzugefügt.

Spielfreude, Spielwitz und überraschende Wechsel der Personen lassen einen Theaterabend entstehen, der Vieles und Neues bringt. Das Konzept, mittels eines Briefes die Geschichte einer Frau zu erzählen, durch humoristische Einlagen und Einbettungen eine bleibende Spannung aufrecht zu erhalten, das Konzept geht auf. Der Zuschauer wird in dem Moment entlassen, in dem er gerne noch mehr hören und sehen möchte.

Satu Blanc als die an CF Meyer schreibende Johanna Spyti, als Fräulein Rottenmeier, als Heidi zu sehen und zu erleben, ist ein Erlebnis und Vergnügen. Das abrupte Springen von einer Situation in die andere, die Verwandlung von einer Figur in eine völlig andere, so kompakt, so überzeugend und brillant haben wir Satu Blanc diesmal erlebt. Mag die Regie, die ebenso auf der Klaviatur des Humors wie der Dramatik zu spielen wusste, mag ein wenig eigenes Erlebnis und die Nähe zu der Frau, der sie ein Leben auf der Bühne einhauchte eine Rolle gespielt haben? Es kann sein. Auf alle Fälle hat Satu Blanc in ihrer Rolle als Autorin und Schauspielerin den bleibenden Eindruck einer Frau geschaffen, deren Namen jeder kennt, und die nun auf der Bühne zum Leben erweckt wurde.