Pressespiegel



Satu Blanc: Freyheitsball
Gebundene Ausgabe
Zytglogge 2025
ISBN 978-3-7296-5189-0
Erhältlich über den Buchhandel und
bei www.zytglogge.ch.
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Surprise, 22. August 2025
Christopher Zimmer

Frauengeschichte

Der Roman «Freyheitsball» erzählt von einer Arbeiterin und einer Patrizierin im Basler Revolutionsjahr von 1798.

Inmitten der Wirren und Grausamkeiten des nachrevolutionären Terrors verfasst die französische Revolutionärin, Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Olympe de Gouges (1748 –1793) im Jahr 1791 die «Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin». Doch ihr Manifest verhallt weitgehend ungehört. Freiheit und Gleichheit gelten allein für Männer. Olympe de Gouges, die u.a. auch Robespierre kritisiert, wird verhaftet, diskreditiert und landet zwei Wochen nach Marie-Antoinette auf dem Schafott.

Nicht anders ist die Lage der Frauen auch in Basel. Zwar findet die Revolution dort ohne Blutvergiessen statt, doch als 1798 in Liestal und auf dem Basler Münsterplatz der Freiheitsbaum aufgestellt und die Leibeigenschaft abgeschafft wird, gelten die neuen Rechte auch hier nur für Männer. Denn ob Patrizier oder Arbeiter, für sie alle gilt gleichermassen: Die Frau bleibe, wo sie sei!

Der fesselnd geschriebene Roman «Freyheitsball» der Autorin, Schauspielerin und Historikerin Satu Blanc entführt uns mitten in diese Ereignisse. Inspiriert vom Leben der Anna Maria Preiswerk-Iselin (1758 –1840), der Tochter des Basler Aufklärers Isaak Iselin, hat sie zwei fiktive Protagonistinnen geschaffen: die Patrizierin Sophie Amalie und die Arbeiterin Anna. Beide haben Olympe de Gouges gelesen und erhoffen sich von der Revolution die Gleichberechtigung der Frauen. Eine Hoffnung, die bitter enttäuscht wird. Denn die neue Ordnung trägt ausschliesslich Männerkleider. Doch dagegen begehren Sophie Amalie und Anna auf, die eine in stiller Revolte, die andere zum Kampf entschlossen.

Satu Blanc erzählt die Geschichten der beiden mutigen Frauen konsequent nebeneinander und zugleich stetig aneinander vorbei. Denn beide leben in Welten, die einander zwar berühren, aber nie zusammenfinden. Nicht einmal die Erzählzeit ist dieselbe. Die der Patrizierin verläuft in der Vergangenheitsform, die der Arbeiterin im Präsens. So wird schon allein durch den Stil deutlich, wie fern sich die beiden Gesellschaftsschichten sind. Denn der herablassende Blick der Patrizierin auf die «ungebildete» Arbeiterin trennt die Frauen nicht weniger als der abwertende Blick der Männer auf das «schwache» Geschlecht. Satu Blanc gelingt es mit ihrem dritten Roman «Freyheitsball» erneut, Geschichte auf lesenswerte Weise lebendig werden zu lassen. Dabei verknüpft sie ihr Panorama der Vergangenheit mit Forderungen, die nicht veraltet sind. Und regt dazu an, zu fragen, wie viel Gleichberechtigung bisher erreicht oder eben noch immer nicht erreicht worden ist.